Ich wurde am 09.11.1921 als Sohn von Esme und Charles Evenson in einem Krankenhaus in Ashland geboren, auch wenn lediglich meine Mutter anwesend war, da sie sich auf der Flucht vor ihrem Ehemann befand, in Ashland auf ein schönes Leben hoffte. Allerdings sollte alles anders kommen. Der Arzt, der mich auf die Welt gebracht hatte, hatte keine sonderlich weiße Weste. Er verkaufte mich an ein reiches, kinderloses Ehepaar, fälschte die Dokumente so, dass an diesem tag zwei Jungen auf die Welt gekommen waren und erzählte meiner Mutter, ich sei an einer Lungenentzündung gestorben. Fortan wuchs ich als Sohn von Mathilda und Henry Shaftbury in Chicago auf. Mein Vater war ein recht erfolgreicher Anwalt und konnte uns somit einen gewissen Luxus bieten, weswegen meine Familie auch sehr oft in den gehobenen Kreisen verkehrte. Deswegen war von Anfang an klar, dass zu meiner Erziehung auch das Erlernen von gewissen Umgangsformen gehörte.

In der Schule, in welche ich schließlich ab dem Alter von 6 Jahren gehen durfte, strengte ich mich - ehrgeizig wie ich war - immer sehr an, um möglichst gute Noten zu bekommen. Schließlich wollte ich meine Eltern nicht enttäuschen. Einige Freunde fand ich dort ebenfalls und wenige von ihnen sollten mich auch Jahre später selbst nach der Schule noch immer begleiten. Nachdem ich erfolgreich die Schule abgeschlossen hatte, begann ich an der Chicagoer Universität mein Jurastudium, denn bereits mit 15 hatte ich mich endgültig dazu entschlossen, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten. Da mir der Umgang mit Gesetzen sehr lag, ich ebenso gewisse rhetorische Fähigkeiten und ein sehr gutes Gedächtnis besaß, waren die Jahre des Studiums relativ leicht zu bewältigen. Natürlich war der Stoff schwer, aber es machte mir einfach Spaß.

Im Alter von 23 Jahren beendete ich mein Studium - und wurde glücklicherweise nicht mehr eingezogen, um im zweiten Weltkrieg als Soldat zu dienen, da dieser einige Monate später vorbei war. Also wurde ich an meines Vaters Seite Teilhaber von dessen Kanzlei, wo ich erste richtige Berufserfahrung sammeln konnte. Allerdings sollte ich zwei Jahre später auf ein Geheimnis stoßen, von dem ich bis dato nichts geahnt hatte. Als ich einige Unterlagen in Vaters Büro suchte, stieß ich auf einen Vertrag, der zwischen meinen Eltern und einem Arzt geschlossen worden war. Vertragsgegenstand war ein Kind, datiert war dieser auf das Jahr 1921. Ein Verdacht keimte in mir auf, mit dem ich meine Eltern konfrontierte. Sie stritten nicht einmal ab, dass sie mich gekauft hatten. Wütend, verwirrt und verletzt brach ich den Kontakt sofort ab und suchte mir einen anderen Job, in einer anderen Kanzlei.

Vier Jahre später lebte ich mein eigenes Leben, ohne meine Eltern, von denen ich mittlerweile nur noch enttäuscht gewesen war. Im Laufe der Jahre war in mir der Wunsch erwacht, die Identität meiner wahren Eltern zu klären, doch noch hatte ich mich nicht dazu aufgerafft, dies zu tun. Auf dem Weg zu einem Klienten erlitt ich einen schweren Autounfall, an dem ich beinahe gestorben wäre. Zufällig war ein Vampir namens Alestar Tanner in der Nähe, der das ganze Blut roch und sich dazu entschied, mich zu verwandeln. Also wurde ich zu einem Vampir. Es dauerte etwas, bis ich mich an dieses Leben gewöhnt hatte, aber mit meinem alten Leben hatte mich auch nicht mehr sehr viel verbunden. Mein Job, mehr nicht. Auf einen Schlag hatte ich also einen neuen Vater und eine Schwester, die mich in ihrer Mitte aufnahmen. Um wieder als Anwalt tätig werden zu können, lernte ich schnell, mich auch in Gegenwart von Menschen zu beherrschen, weswegen es lediglich etwa 10 Jahre dauerte.

Mit Alestars Unterstützung versuchte ich mehr über meine leiblichen Eltern herauszufinden, weswegen wir das Krankenhaus in Ashland aufsuchten, in dem ich geboren worden war. Aufgrund von Nachlässigkeit waren die Unterlagen - glücklicherweise - noch nicht vernichtet worden, sodass ich schließlich den Namen meiner Mutter in Erfahrung bringen konnte. Esme Evenson. Doch trotz aller Nachforschungen war diese Person nicht auffindbar, der Name meines Vaters wurde nicht genannt, weswegen ich dort ebenso wenig ansetzen konnte. Mittlerweile scheint es mir gänzlich unmöglich zu sein, meine wahren Eltern zu finden, doch vielleicht geschieht noch ein Wunder. Nachdem ich bereits viel von der Welt gesehen habe, sind wir vor wenigen Monaten nach Seattle gezogen, wo ich meine Kanzlei wieder eröffnet habe.